Vom Lernort zum Lebensort : Duisburger Schüler gestalteten ihre Schule in Eigenregie um

29. Mai 2009

Mehr Far­be für die Flu­re, ein Leit­sys­tem in den Trep­pen­häu­sern, Bän­ke für das Foy­er und über­all Blu­men im Gebäu­de. Für die­se Wün­sche ent­wi­ckel­ten die Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Real­schu­le Süd in Duis­burg-Huck­in­gen unter fach­li­cher Anlei­tung eige­ne Ideen und Pla­nungs­kon­zep­te ; und sie setz­ten die­se Kon­zep­te auch mit gro­ßem Enga­ge­ment in die Rea­li­tät um – im Rah­men eines Kam­mer in der Schule“-Projektes (KidS) der Archi­tek­ten­kam­mer Nordrhein-Westfalen.

Es ist beein­dru­ckend, wie inten­siv sich die Jugend­li­chen mit ihrer gebau­ten Umwelt aus­ein­an­der gesetzt haben, und was sie mit Unter­stüt­zung der Eltern, der Schu­le und der Stadt alles errei­chen konn­ten“, beton­te Hart­mut Miksch, der Prä­si­dent der Archi­tek­ten­kam­mer NRW, bei der Abschluss­prä­sen­ta­ti­on des KidS-Pro­jek­tes an der Real­schu­le Süd.

Seit Anfang 2008 hat­te eine klas­sen­über­grei­fen­de Pla­nungs-AG“ mit Kin­dern und Jugend­li­chen der Klas­sen sie­ben bis zehn unter Anlei­tung der Archi­tek­tin Annett Wun­der­lich an Vor­schlä­gen gear­bei­tet, wie die Real­schu­le Süd bau­lich auf­ge­wer­tet wer­den könn­te. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler wünsch­ten sich vor allem mehr Auf­ent­halts­qua­li­tät für die Flu­re und das Foy­er sowie sau­be­re Toi­let­ten­an­la­gen“, erin­nert sich die Duis­bur­ger Archi­tek­tin. Die Jugend­li­chen hät­ten bei der Erar­bei­tung von Lösungs­kon­zep­ten und bei der spä­te­ren prak­ti­schen Umset­zung nicht nur viel Krea­ti­vi­tät, son­dern auch gro­ße Kon­se­quenz und Aus­dau­er bewie­sen. Das Erleb­nis, etwas Erdach­tes spä­ter Rea­li­tät wer­den zu sehen, ist für die jun­gen Leu­te sehr beein­dru­ckend“, meint Annett Wunderlich.

Ein­zel­ne Pro­jekt­ab­schnit­te, u. a. Maler­ar­bei­ten im Foy­er, das Anstrei­chen von Säu­len und Flu­ren sowie der Ein­bau von Sitz­ge­le­gen­hei­ten im Foy­er, wur­den mit Unter­stüt­zung von Fach­kräf­ten der ARGE Duis­burg umge­setzt. Vie­le ande­re Auf­ga­ben über­nah­men die Schü­ler selbst, etwa die Aus­ge­stal­tung des Foy­ers mit gro­ßen Graf­fi­ti, das Gie­ßen und Bepflan­zen der neu­en Blu­men­kü­bel aus Beton, die Gestal­tung der Demo-Toi­let­te, das Set­zen von Mosai­ken und die Über­ar­bei­tung des Schulgartens.

Das KidS-Pro­jekt der Archi­tek­ten­kam­mer bie­tet Ansatz­punk­te für vie­le fächer­über­grei­fen­de Lehr­in­hal­te“, betont der stell­ver­tre­ten­de Schul­lei­ter Hol­ger Donat. Die gro­ße Iden­ti­fi­ka­ti­on der Kin­der und Jugend­li­chen mit dem Pro­jekt füh­re auch dazu, dass die Schü­ler nun mit gro­ßer Sorg­falt mit den neu­en Räum­lich­kei­ten umgin­gen. Was ich selbst geschaf­fen habe, will ich auch erhalten.“

Ins­ge­samt wur­den im Zuge des KidS-Pro­jek­tes Mate­ria­li­en und Hand­wer­kerleis­tun­gen im Wert von rund 30.000 Euro umge­setzt – ohne die Arbeits­zeit der ARGE-Hel­fer und der Schü­ler selbst zu berech­nen. Ein zen­tra­les The­ma war für die jun­gen Leu­te der sehr schlech­te Zustand der sani­tä­ren Anla­gen an der Real­schu­le Süd. Die KidS-Arbeits­ge­mein­schaft ent­wi­ckel­te eine Mus­ter­toi­let­te, die mit Hil­fe von Spon­so­ren rea­li­siert wer­den konn­te. Es ist uns gelun­gen, nam­haf­te Her­stel­ler von Sani­tär-Aus­stat­tungs­ele­men­ten als Spon­so­ren zu gewin­nen, die uns ihre Pro­duk­te kos­ten­los zur Ver­fü­gung gestellt haben“, freut sich Pro­jekt-Archi­tek­tin Annett Wun­der­lich. Mit ihrer KidS-Arbeits­grup­pe hat sie pünkt­lich zum Pro­jekt­ab­schluss eine Pla­nung erar­bei­tet, wie die Sani­tär­an­la­gen erneu­ert und auf­ge­wer­tet wer­den könn­ten. Die Rea­li­sie­rung steht aller­dings noch aus.

Das Ziel der Archi­tek­ten­kam­mer ist es, mit den KidS-Pro­jek­ten jun­ge Leu­te für ihre gebau­te Umwelt zu sen­si­bi­li­sie­ren und ihnen zu ver­mit­teln, dass man die­se aktiv ver­än­dern und ver­bes­sern kann. Schu­le muss von einem Lern­ort zu einem Lebens­ort wer­den“, erklärt Kam­mer­prä­si­dent Hart­mut Miksch. Es gehe nicht dar­um, dass Schü­le­rin­nen und Schü­ler Auf­ga­ben über­neh­men, die eigent­lich der Schul­trä­ger erfül­len müs­se. Die­ses gelun­ge­ne Pro­jekt an der Real­schu­le Süd in Duis­burg kann viel­mehr als Appell an die Ver­ant­wort­li­chen in den Kom­mu­nen und im Land ver­stan­den wer­den, die bau­li­chen Miss­stän­de an vie­len Schul­ge­bäu­den in unse­rem Land end­lich kon­se­quent und nach­hal­tig zu beseitigen.“

Duis­burgs Ober­bür­ger­meis­ter Adolf Sau­er­land zeig­te sich anläss­lich der Abschluss­prä­sen­ta­ti­on erfreut über das Enga­ge­ment der Schü­le­rin­nen und Schü­ler und über die erfolg­rei­chen Pro­jekt­ar­bei­ten, die für die Real­schu­le Süd eine deut­li­che qua­li­ta­ti­ve Ver­bes­se­rung dar­stell­ten. Ich bin sehr froh dar­über, dass die krea­ti­ven Jugend­li­chen der Real­schu­le Süd mit der Archi­tek­ten­kam­mer Nord­rhein-West­fa­len, die mit der KidS-Pro­jekt­rei­he schon vie­len Schu­len unse­res Lan­des bei der Rea­li­sie­rung klei­ner und grö­ße­rer Träu­me gehol­fen hat, in den letz­ten zwölf Mona­ten einen sol­chen Part­ner an ihrer Sei­te hatten.“