Moderne Schulen für besseres Lernen

9. November 2017

Ein Gast­bei­trag von Yvonne Gebau­er, Minis­te­rin für Schu­le und Bil­dung des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len, über die Bedeu­tung von bei­spiel­haf­ten Schul­ge­bäu­den, den Lern- und Lebens­ort Schu­le” sowie die Rol­le der Archi­tek­tin­nen und Archi­tek­ten in NRW im Rah­men der künf­ti­gen Bildungspolitik.

In die­sen Tagen wird viel dis­ku­tiert über den schlech­ten Zustand der Schul­ge­bäu­de in der gesam­ten Bun­des­re­pu­blik. Über kaput­te Toi­let­ten, ein­sturz­ge­fähr­de­te Turn­hal­len­dä­cher oder man­gel­haf­te behin­der­ten­ge­rech­te Zugän­ge. Ohne Zwei­fel gibt es in vie­len Kom­mu­nen gro­ßen Nach­hol­be­darf. Das hat vor einem Jahr auch die Unter­su­chung einer Ban­ken­grup­pe zur Finanz­la­ge der Kom­mu­nen erge­ben, in der ein bun­des­wei­ter Inves­ti­ti­ons­stau von rund 34 Mil­li­ar­den Euro bei den Schu­len aus­ge­macht wur­de. Die­ses Pro­blem darf nicht klein­ge­re­det wer­den. Es gibt in Nord­rhein-West­fa­len aber vie­le posi­ti­ve Bei­spie­le von Schu­len, die sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren her­aus­ge­putzt“ haben oder sogar zu Vor­zei­ge­ob­jek­ten für moder­ne Schu­len gewor­den sind.

Die neue Lan­des­re­gie­rung in Nord­rhein-West­fa­len ver­tritt die Mei­nung, dass sich auch der Bund stär­ker an den Bil­dungs­aus­ga­ben betei­li­gen muss. Auch wenn der Schul­bau Schul­trä­ger­auf­ga­be ist — poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen in Ber­lin wir­ken sich letzt­end­lich kon­kret an den ein­zel­nen Schu­len im Land aus. Wir wer­ben daher für eine gesamt­ge­sell­schaft­li­che Kraftanstrengung.

Wie betrifft die­se aktu­el­le Debat­te aber nun Sie als Archi­tek­tin­nen und Archi­tek­ten ? Ich bin der Mei­nung : wesent­lich. Als neue Schul­mi­nis­te­rin möch­te ich mich in mei­ner Amts­zeit dafür ein­set­zen, unse­re Schu­len zukunfts­fä­hi­ger und moder­ner zu machen. Dabei habe ich vie­le Dimen­sio­nen im Sinn : Da ist das Ler­nen mit digi­ta­len Medi­en, das wir stär­ken müs­sen. Da sind die Leh­rer­aus- und Fort­bil­dung, die wir auf Höhe der Zeit brin­gen und hal­ten müs­sen. Und da sind das Schul­fach Wirt­schaft sowie Pro­gram­mier­kennt­nis­se, weil die Zukunft jun­ger Men­schen nicht an man­geln­den öko­no­mi­schen und infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gi­schen Grund­kom­pe­ten­zen schei­tern darf. Zukunfts­fä­hig bedeu­tet aber auch : Wir brau­chen Schul­ge­bäu­de, in denen Schü­le­rin­nen und Schü­ler gut und mit Freu­de ler­nen kön­nen. Schul­räu­me und Schul­ge­län­de, die nicht nur ange­mes­sen sind, son­dern mess­bar angenehm.

Mit dem Wan­del unse­rer Art zu leben und zu arbei­ten, hat sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auch der Lern­ort Schu­le stark ver­än­dert : Kin­der und Jugend­li­che ver­brin­gen auf­grund des Ganz­tags viel mehr Zeit in der Schu­le. Inklu­si­ves Ler­nen wird an vie­len Schu­len ermög­licht. Zwei Bei­spie­le von vie­len, denen aber allen gemein ist, dass mit den Ver­än­de­run­gen immer auch bestimm­te Anfor­de­run­gen an die Gebäu­de ein­her­ge­hen : Zusätz­li­che Klas­sen­zim­mer, funk­tio­na­le Schul­räu­me, bar­rie­re­freie Zugän­ge. Hin­zu kom­men neue Stan­dards und auch Erwar­tun­gen an Schu­len. Moder­ne Schul­kom­ple­xe sol­len nach­hal­tig sein, ein freund­li­ches Ambi­en­te aus­strah­len und eine hohe Raum­luft­qua­li­tät auf­wei­sen. All das sind rich­ti­ge und wich­ti­ge Zie­le, die wir anstre­ben müssen !

Um sich die­sem Ziel Stück für Stück zu nähern, brau­chen wir unbe­dingt das Fach­wis­sen der Archi­tek­tin­nen und Archi­tek­ten als Schul­bau­pla­ne­rin­nen und ‑pla­ner ; also Ihr Know-how. Die Instand­hal­tung und Moder­ni­sie­rung stellt unse­re Kom­mu­nen und die Schu­len selbst vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen. Umso wich­ti­ger ist und wird die Zusam­men­ar­beit vor Ort mit Fach­kräf­ten, die bera­ten, unter­stüt­zen und mit unkon­ven­tio­nel­len Ideen auf­war­ten. Denn schließ­lich geht es nicht immer um voll­stän­di­ge Neu­bau­ten, son­dern oft­mals um sinn­vol­le Erwei­te­run­gen oder Umge­stal­tun­gen. Und da las­sen sich an so man­cher Schu­le oft unge­ahn­te Opti­mie­run­gen mit ver­gleichs­wei­se wenig Auf­wand erzielen.

Beson­ders freut es mich, wenn bei sol­chen Umge­stal­tun­gen Schü­le­rin­nen und Schü­ler mit­ein­be­zo­gen wer­den, wie die Archi­tek­ten­kam­mer Nord­rhein-West­fa­len es etwa durch das Pro­gramm Archi­tek­tur macht Schu­le“ ermög­licht. Denn ich bin über­zeugt, so kön­nen bes­se­re Schul­ge­bäu­de ent­ste­hen : im Dia­log mit allen wich­ti­gen Betei­lig­ten, allen vor­an Schu­le, Schul­trä­ger und Architekten.

Und auch inter­dis­zi­pli­nä­re Wett­be­wer­be wie der Schul­bau­preis NRW“, den das Schul­mi­nis­te­ri­um gemein­sam mit der Archi­tek­ten­kam­mer Nord­rhein-West­fa­len in die­sem Jahr zum drit­ten Mal star­tet, spie­len für die Wei­ter­ent­wick­lung und Bedeu­tung zeit­ge­mä­ßer Schul­ar­chi­tek­tur eine ganz gewich­ti­ge Rol­le. Zei­gen sie doch, was alles mög­lich ist.

Als neue Schul­mi­nis­te­rin möch­te ich an die­ser Stel­le die Gele­gen­heit nut­zen, mich für das Enga­ge­ment der Archi­tek­ten­kam­mer in den Schu­len zu bedan­ken. Es hat gleich einen dop­pel­ten posi­ti­ven Effekt : Schü­le­rin­nen und Schü­ler bekom­men ein Gespür für die Wahr­neh­mung und Gestal­tung räum­li­cher Umge­bung. Und zugleich kön­nen posi­ti­ve Ent­wick­lun­gen an der einen Schu­le Moti­va­ti­on und Inspi­ra­ti­on für die nächs­te sein.

Pro­gram­me für die Moder­ni­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung von Schu­len wie Gute Schu­le 2020“ in NRW oder das Inves­ti­ti­ons­för­de­rungs­pro­gramm des Bun­des geben Kom­mu­nen aktu­ell neue Gestal­tungs­spiel­räu­me. Gute Vor­aus­set­zun­gen auch für Sie als Archi­tek­tin­nen und Archi­tek­ten für die Mit­ge­stal­tung moder­ner und zukunfts­fä­hi­ger Schu­len in NRW. Für die Mit­ge­stal­tung unse­rer Zukunft.

Autorin : Schul­mi­nis­te­rin Yvonne Gebauer