„Re.Start”: Architektur macht Schule
11. März 2022
Schülerinnen und Schüler planen den „Re.Start“: Mit einem ungewöhnlichen Projekt der Reihe „Kultur und Schule“ befasst die Gelsenkirchener Innenarchitektin Tanja Klang gegenwärtig eine Arbeitsgruppe aus Kindern und Jugendlichen des Leibniz-Gymnasiums in Gelsenkirchen-Buer.

Vor dem sanierten Portal des Leibniz-Gymnasiums in Gelsenkirchen-Buer (v. l.): Innenarchitektin Tanja Klang, Kunstlehrerin Sandra Pruß, Ursula und Monika – Foto : Christof Rose/Architektenkammer NRW
Die mehr als zehnjährige, umfangreiche Umbau- und Sanierungsphase der zentral gelegenen Schule mit 1000 Schülerinnen und Schülern wird in diesem Frühjahr offiziell abgeschlossen – und soll im Mai eine Woche lang gebührend gefeiert werden (bis Leistungsphase : Hochbauamt der Stadt Gelsenkirchen ; LPh 6 — 8 : Architekturbüro Piel Galert Architekten). Im Rahmen der Aktion „Architektur macht Schule“ der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen erarbeitet Innenarchitektin Klang mit dem Team aus rund 20 elf- bis 18-jährigen Schüler*innen das Festprogramm auf der Grundlage architektur-historischer Betrachtungen.
Festprogramm mit Architektur-Schwerpunkt
Unter dem Arbeitstitel „Re.Start“ soll das Vergangene wiederentdeckt und das Neue eingeweiht werden. Dazu wurden die Denkmalschutzgeschichte der Schule aufgearbeitet, beispielsweise in der architekturhistorischen Analyse des Kirchenglasfensters der Aula des Gymnasiums, die früher auch als Kapelle genutzt wurde. Das Schulgebäude weist – so erläuterte Kunstlehrerin Sandra Pruß, die das Architektur-macht-Schule-Projekt seitens des Leibniz-Gymnasiums begleitet — drei Epochen auf : Historismus (Entstehung), Jugendstil (in Ausprägungen des Innenausbaus) sowie Bauhaus (etwa in dem Kirchenglasfenster). „Ich halte es für wichtig, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler mit Architektur befassen, weil hier die Lebenswelt angesprochen ist und wir alle fächerübergreifend mit diesem Thema arbeiten können“, bekräftigte auch Schulleiter Schulleiter Michael Scharnowski.
Die Kinder und Jugendlichen der Projekt-AG befassten sich u.a. mit Details der Umbau- und Sanierungsplanungen und entwickelten seit Januar dieses Jahres ein Programm für die Festwoche im Mai, die architekturbezogene Führungen und Vorträge vorsieht. Zudem lernten die Schüler*innen die Bedeutung von Raumprogrammen für die neu in Wert gesetzte Aula sowie die Bibliothek (zuvor : Sporthalle) kennen und diskutierten mit Tanja Klang intensiv über praktische Fragen der Nutzung von Bauwerken. „Wir sprachen über Wegebeziehungen in den Bauteilen der Schule, über Fragen der (Corona-)Sicherheit und des Brandschutzes“, erzählt die Innenarchitektin, die selber auf dem Leibniz-Gymnasium ihr Abitur absolvierte und ihren Sohn auf der Schule hat.
Lernen aus der Historie
Teile der Projektarbeit wurden online durchgeführt, andere in Präsenz erarbeitet und vor Ort geprüft. Highlights der neuen Räumlichkeiten, die sich nach der umfangreichen Sanierung ergaben, wollen die Schülerinnen und Schüler im Verlauf der Festwoche allen Interessierten in Architekturführungen vorstellen. „Das macht Spaß, und viele von uns gehen jetzt mit ganz anderer Wahrnehmung durch die Schule“, berichtet Schülerin Ursula aus der 9b, die als Sprecherin der Architektur-AG Ende Februar vor der Elternpflegschaft einen Zwischenstand der Arbeitsergebnisse vorstellte. Auch ihre Zwillingsschwester Monika nahm mit Begeisterung an den architektur-historischen Analysen der Schulvergangenheit teil. „Wir haben alte Fotos aus dem Schularchiv gefunden, auf denen man sehen kann, wie Lehrer und Schüler an der Wende zum 20. Jahrhundert ausgesehen haben.“
Ein Highlight der Festwoche, in welcher die „Kultur und Schule“-AG der Architektenkammer NRW eine zentrale Rolle spielen soll, werden musikalische Darbietungen von Lehrer und Kulturkoordinator Christian Parsiegel sein, der auch Pianist ist : Er wird in der sanierten, vollständig aufgewerteten Aula der Schule auf einem neuen Flügel spielen, der dank einer Spende der örtlichen Sparkasse angeschafft werden konnte. „Ein toller Klang, sowohl des Instruments als auch des Raumes, der mich beflügelt“, freut sich der Kulturkoordinator des Leibniz-Gymnasiums, der u.a. eine Konzertreihe mit prominenten Pianisten wie Justus Frantz vorbereitet.
„Nach zwei Jahren Corona ist das Projekt besonders wertvoll, um ein gemeinsames Erleben zu ermöglichen und dabei die Bedeutung von Räumen und unserer gebauten Umwelt für uns alle zu vermitteln“, resümiert Tanja Klang die insgesamt sechsmonatige Projektphase.