Schulbau : Landschaft bildet

15. August 2022

In die­ser Woche fin­det der Fach­kon­gress Schul­bau statt. Er behan­delt Aspek­te des neu­en Schul­baus und vor­bild­li­che Bei­spie­le aus der Pra­xis. Ort des Gesche­hens ist die Bil­dungs­land­schaft Alt­stadt-Nord in Köln — ein Ort des Lebens und des Ler­nens. — Ein Blick auf die Frei­raum­ge­stal­tung zeigt, wel­che Rol­le Land­schafts­ar­chi­tek­tur in die­sem Zusam­men­hang spielt.

Bildungslandschaft Altstadt Nord, Köln - Foto: Hans Joosten

Bil­dungs­land­schaft Alt­stadt Nord, Köln — Foto : Hans Joosten

Bil­dung und Land­schaft als dia­lek­ti­sches Dop­pel ver­wan­deln sich nörd­lich der Köl­ner Innen­stadt in einen urba­nen Ort, an dem die Bil­dung als gesell­schaft­li­cher Auf­trag Gestalt annimmt. Zuge­ge­ben, das klingt abs­trakt. Doch die Bil­dungs­land­schaft Alt­stadt Nord“ spie­gelt nicht nur ein neu­es päd­ago­gi­sches Ver­ständ­nis von Schu­le, Erzie­hung und Wis­sens­ver­mitt­lung wider, son­dern auch die damit ver­bun­de­nen inno­va­ti­ven Planungsansätze.

Die über­kom­me­ne Lehr­an­stalt mit Klas­sen­zim­mern, Men­sa, Turn­hal­le und umzäun­tem Pau­sen­hof hat längst aus­ge­dient. Die Schu­le von heu­te ist ein flie­ßen­der Zusam­men­hang von offe­nen und geschlos­se­nen Räu­men, in denen Her­an­wach­sen­de geschützt, aber nicht abge­schot­tet ler­nen, spie­len, for­schen und toben kön­nen. Dazu gehört auch die unmit­tel­ba­re Umge­bung selbst, die als Teil der Stadt erkenn­bar bleibt und sich den­noch als Bil­dungs­land­schaft bewäh­ren muss. Ein sol­cher Ort ver­langt nicht nur nach ange­mes­se­nen bau­li­chen For­men und Gebäu­den, son­dern auch nach einer pla­ne­ri­schen Lösung für die Fra­ge, wie sich das Ver­hält­nis zwi­schen dem geschütz­ten Bereich einer Bil­dungs­in­sti­tu­ti­on und der umge­ben­den Stadt mit den Mit­teln der Land­schafts­ar­chi­tek­tur mode­rie­ren lässt.

Aus­gangs­punkt der Pla­nung ist neben einem bestehen­den Schul­ge­bäu­de aus den 1950-er-Jah­ren der weit­läu­fi­ge Klin­gel­pütz­park, der als Bezugs­rah­men für die Anla­ge der geschwun­ge­nen Wege­füh­rung in das fast mit­tel­al­ter­lich anmu­ten­de Gefü­ge der Neu­bau­ten dient. Die kan­ti­gen, unter­schied­lich gro­ßen Ein­zel­ge­bäu­de mit ihrer ein­heit­li­chen, sehr zurück­hal­ten­den Fas­sa­den­ge­stal­tung for­mie­ren sich zu einem luf­ti­gen Clus­ter, in dem die Dif­fe­ren­zie­rung nach Grund­schu­le, Kin­der­gar­ten, Stu­di­en­haus und Real­schu­le über die Gestal­tung der ver­schie­de­nen Außen­räu­me erfolgt.

Offe­ne Berei­che wech­seln sich mit abge­schirm­ten Situa­tio­nen ab, sodass eine aus­ge­wo­ge­ne Fol­ge von unter­schied­li­chen Stim­mun­gen ent­steht. Wäh­rend die Grund­schu­le über einen geschütz­ten Pau­sen­hof ver­fügt, kön­nen sich die Jüngs­ten auf einer Spiel­ter­ras­se auf dem Dach des nied­ri­gen Kita-Gebäu­des tummeln.

Zäu­ne oder Abgren­zun­gen zwi­schen den ein­zel­nen Alters­grup­pen sind nicht nötig ; der gemein­sam geteil­te Frei­raum ist so ange­legt, dass sich die Berei­che gewis­ser­ma­ßen unbe­wusst und intui­tiv aneig­nen las­sen. Auch das zen­tral plat­zier­te Stu­di­en­haus mit einer Biblio­thek steht allen offen. Die Gas­sen und Piaz­zi in die­sem Teil des Gelän­des ver­bin­den die Gebäu­de unter­ein­an­der und schrei­ben so das öffent­li­che Wege­netz im Inne­ren des Cam­pus fort, wodurch sie ihn an die Stadt anschließen.

Zur gemein­sam genutz­ten Men­sa führt ein Weg durch den Klin­gel­pütz­park, der auch von den Anwoh­nern gern auf­ge­sucht wird und dafür sorgt, dass das Cam­pus-Leben mit dem All­tag rings­um ver­bun­den bleibt. Er ist zugleich ein durch­grün­ter Schul­hof-Ersatz : Ange­sichts der Schü­ler­zahl wäre für einen abge­zäun­ten Pau­sen­be­reich unter frei­em Him­mel schlicht­weg kein Platz gewesen.

Doch so streng wird zwi­schen den Unter­richts­ein­hei­ten und der frei­en Zeit hier ohne­hin nicht mehr getrennt. Wenn das Wet­ter gut ist, wer­den die Frei­flä­chen zum Klas­sen­raum, und ob sich die lesen­den Jugend­li­chen auf der höl­zer­nen Trep­pe vor der Biblio­thek gera­de in einen Text von Goe­the ver­tie­fen oder in den aktu­ells­ten Grup­pen-Chat – sie lernen.


Bil­dungs­land­schaft Alt­stadt Nord, Köln

Bau­herr : Gebäu­de­wirt­schaft und Amt für Stadt­ent­wick­lung der Stadt Köln
Land­schafts­ar­chi­tek­tur : Topo­tek 1, Berlin
Archi­tek­tur : ger­not schulz : archi­tek­tur, Köln
Fer­tig­stel­lung : 2020


Termin

Fach­kon­gress Schul­bau 2022, 19. August, 9.3016.30 Uhr, Abend­gym­na­si­um Köln in der Bil­dungs­land­schaft Alt­stadt-Nord, Gere­ons­müh­len­gas­se 4
50670 Köln
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