Architektur und Bauen für die Kleinsten : Kita-Projekt in Schalksmühle
4. November 2019
Wie kann man schon kleine Kinder an das Themenfeld „Architektur, Bauen und Wohnen“ heranführen ? Dieser Frage ging die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in einem Architekturprojekt aus ihrer Reihe „Kammer in der Kita“ an der DRK Kindertagesstätte Schalksmühle nach. „Das Bauprojekt“ lautete der Titel des pädagogischen Konzepts, unter dem sich 19 Kita-Kinder in den vergangenen neun Monaten in verschiedenen Modulen mit den Themen Wohnen, Raum und Stadt beschäftigt hatten. „Die Kinder von heute sind die Bauherren und Entscheider von morgen“, erklärte Ernst Uhing, der Präsident der Architektenkammer NRW, den Hintergrund des Projektes. „Wir möchten ihnen frühzeitig ein Verständnis für ihre gebaute Umwelt vermitteln.“ Die Ergebnisse des Projekts präsentierte die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in einer Feierstunde im Rathaus Schalksmühle.
Den Ausgangspunkt für die Begegnung der Mädchen und Jungen mit der Architektur bildete „Das Bauprojekt“, ein an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Coburg entwickeltes pädagogisches Konzept, das in Schalksmühle von der Initiatorin Ina Sinterhauf umgesetzt wurde. Unter Anleitung der Wissenschaftlerin befassten sich die Erzieherinnen der DRK Kindertagesstätte ein Dreivierteljahr lang intensiv mit Aspekten des Wohnens, des Raums und der Stadt. „Das Projekt orientiert sich inhaltlich an den Vorerfahrungen und Fragen der Kinder : Haus, Wohnen, Raum, Geschichte, Kunst, Planen und Entwerfen, Bauen, Stadt“, erläuterte Ina Sinterhauf. „Wir wollen die bewusste Wahrnehmung der gebauten Umwelt und ihrer Wirkung auf die eigene Person durch die Kinder fördern.“ Darauf aufbauend werden die Kinder angeregt, kreative Gestaltungsmöglichkeiten für ihre Umwelt zu entwickeln und zu erproben — als Grundlage für eine aktive Teilhabe an gestalterischen und gesellschaftlichen Prozessen.
Spielerisch wurde in drei Gruppen mit den Kita-Kindern der mittleren Altersstufe, d. h. mit Kindern im Alter von vier bis fünf Jahren, zum Thema gearbeitet. Neben kreativen Einheiten standen Ausflüge ins Kita-Umfeld auf dem Programm, beispielsweise in die benachbarte Primus-Schule. Einblicke in das Wohnen in der Vergangenheit gab eine Besichtigung des historischen Bauernhauses Wippekühl ; und wie es sich mit dem modernen Wohnen und Bauen verhält, zeigte der Besuch des Architekturbüros Brückmann in Halver.
„Das gesamte Bauprojekt war für alle Kinder eine neue Erfahrung“, schilderte Marion Wehner, Leiterin der DRK-Kita Schalksmühle, ihre Eindrücke. Die Jungen und Mädchen hätten entdeckt, was das Wort „Architektur“ für eine vielseitige Bedeutung hat. „Oftmals war es eine Herausforderung, förderte aber gleichzeitig die Entwicklung von personalen und sozialen Kompetenzen. Jeder Projekttag war ein besonderes Ereignis für unsere Kinder.“
Die Kinder übertrugen das Erlebte und Gesehene in ihr eigenes Architekturverständnis und erarbeiteten auf dieser Basis Architekturmodelle. Die Präsentation im Rathaus von Schalksmühle belegte dies auf eindrucksvolle Weise. „Die Ausstellung zeigt auch, dass schon sehr junge Kinder sich lebhaft mit ihrer gebauten Umwelt auseinandersetzen und sich für Architekturfragen begeistern können“, resümierte Kammerpräsident Ernst Uhing. Auch der Bürgermeister von Schalksmühle, Jörg Schönenberg, zeigte sich beeindruckt von den Arbeitsergebnissen : „Wir trauen unseren Kindern oftmals zu wenig zu. Sie können ganz viel – das ist hier deutlich zu sehen.“
Die Architektenkammer NRW entfaltet im Rahmen ihres Aktionsprogramms „Architektur macht Schule“ seit bereits mehr als 25 Jahren vielfältige Aktivitäten, um Kindern und Jugendlichen möglichst früh in ihrer Entwicklung ein Gespür für ihre gebaute Umwelt zu vermitteln. Die lebhafte Nachfrage auch von Grundschulen motivierte die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen dazu, ihr Aktionsprogramm auch auf Kindergärten und Kindertagesstätten auszuweiten.