Aus der Lego-Ecke auf die Baustelle
2. Juni 2016
Wie kann man schon kleine Kinder an das Themenfeld „Architektur, Bauen und Wohnen“ heranführen ? Dieser Frage ging die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in einem Pilotprojekt an der DRK Kindertagesstätte „Juno“ in Halver nach. „Das Bauprojekt“ lautete der Titel des pädagogischen Konzepts, unter dem sich etwa 30 Vorschulkinder der Kita in den vergangenen sechs Monaten in verschiedenen Modulen mit den Themen Wohnen, Raum und Stadt beschäftigt hatten. Die Ergebnisse des Projekts präsentierte die AKNW am 31. Mai mit einem Pressetermin in der Kita in Halver.
„Dass wir selber Häuser bauen durften, war ganz toll“, sagte die sechsjährige Asude den Journalisten. Den Ausgangspunkt für das erste „Kammer in der Kita“-Projekt der AKNW hatte „Das Bauprojekt“ gebildet, ein an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg entwickeltes pädagogisches Konzept, das in Halver von der Initiatorin Ina Sinterhauf umgesetzt wurde. Unter Anleitung der jungen Wissenschaftlerin befassten sich Vorschulkinder und Erzieherinnen der DRK Juno Kindertagesstätte ein halbes Jahr lang in drei Gruppen spielerisch mit Aspekten des Wohnens, des Raums und der Stadt. Am Ende des Projektes gestalteten die Fünf- bis Sechsjährigen nach eigenen Vorstellungen ein Haus und fügten viele Einzelideen zu einer „Idealstadt“ zusammen.
„Das Modell der Kinder zeigt, wie selbstverständlich unsere Kleinen eine urbane Nutzungsmischung wahrnehmen“, kommentierte Kammerpräsident Ernst Uhing im Gespräch mit dem WDR-Fernsehen die Präsentation der Vorschulkinder. In der Kinderstadt stünden Fabriken und Geschäfte wie selbstverständlich neben Wohnhäusern und Gärten. „Dieses Pilotprojekt bestärkt uns darin, dass es wichtig ist, schon ganz junge Kinder für unsere gebaute Umwelt zu interessieren, sie zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, dass wir alle unsere Umwelt durch eigene Ideen und Aktivitäten beeinflussen können“, bekräftigte Uhing. Die Beschäftigung mit Architektur und Stadt sei immer interdisziplinär und biete deshalb ein breites Erlebnisfeld für Kinder und Jugendliche.
Eine Einschätzung, welche die Leiterin der „DRK Juno Familienzentrum und Kindertagesstätte“ Petra Gelhart aus vollem Herzen teilen konnte. „Die Kinder waren von Anfang an begeistert bei der Sache und haben konzentriert und mit hoher Motivation mitgemacht.“ Ein gutes halbes Jahr unternahmen die Erzieherinnen mit den Vorschulkindern Stadtspaziergänge, sprachen mit den Kindern über Häuser und ihre Nutzungen und überlegten, was sie selbst gerne an ihrem Wohnhaus verändern würden. „Man bekommt durch ein solches Projekt eine neue Sichtweise auf seine Stadt“, resümierte Petra Gelhart. „Das gilt für uns Erzieherinnen genauso wie für die Kinder.“
„Spannend war auch unser Besuch in einem Architekturbüro“, erzählte Amina. Die Fünfjährige war mit ihrer Gruppe von Cathrin Brückmann, Mitglied der Projektgruppe „Architektur macht Schule“ des Ausschusses Öffentlichkeitsarbeit der AKNW, in ihr Halveraner Architekturbüro eingeladen worden, um zu erfahren, wie Architektinnen und Architekten Planen und Bauprozesse steuern.
Die Abschlusspräsentation des Kita-KidS-Projektes der Architektenkammer traf in Halver auf durchweg positive Resonanz. „Mein Sohn Danilo hat begeistert mitgemacht“, berichtete Klajic Lazar. Danilo habe zuhause viel über das Projekt gesprochen. „Ich glaube, er hat eine Menge über Räume, Materialien und Farben gelernt.“
Auch die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Halver lobte das Engagement der Kinder, der Kammer und der Kita : „Aus der Lego-Ecke auf die Baustelle und in die Stadt – das ist doch eine geniale Idee“, fasste Regina Reininghaus ihren Eindruck zusammen.
Die Architektenkammer NRW entfaltet im Rahmen ihres Aktionsprogramms „Architektur macht Schule“ bereits mehr als 20 Jahren vielfältige Aktivitäten, um Kindern und Jugendlichen möglichst früh in ihrer Entwicklung ein Gespür für ihre gebaute Umwelt zu vermitteln. Mit dem Pilotprojekt an der Kita in Halver weitet die Kammer ihr Aktionsprogramm nun auf Kindergärten und Kindertagesstätten aus. Der Präsident der Architektenkammer NRW, Ernst Uhing, und Vorstandsmitglied Gabriele Richter, die als Vorsitzende des Ausschusses Öffentlichkeitsarbeit alle Schulprojekte mitentwickelt und begleitet, zeigten sich vom Ergebnis des Pilotprojektes „Kammer in der Kita“ begeistert. „Die hohe Motivation von Erzieherinnen und Kindern ermutigen uns, die Überlegungen und Aktivitäten in diesem Bereich fortzusetzen.“
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